Wir könnten uns hier natürlich in ausgiebigem Geschichtenerzählen ergehen. Das wäre aber wenig informativ.
Also überlasse ich diese Seite den Profis und veröffentliche an dieser Stelle ein Interview des "MÄRKER" mit unserem Vereinsvorsitzenden Gerd Hauff.
Der 50jährige Gerd Hauff ist der Vorsitzende des 1. Bogenschützenvereines Hennigsdorf. Er betreut die Regionalligamannschaft und kümmert sich auch um das Nachwuchstraining.
? Wie kam es zum Namen Ihres Vereins?
G. Hauff: In der DDR-Zeit gab es in Hennigsdorf mit "Motor" und "Empor" zwei Bogenschützenvereine . Kurz nach der 'Wende' schlossen wir uns zusammen.
? Welchem Verein gehörten Sie an?
G. Hauff: Ich war Sektionsleiter der Bogenschützen von "Empor" und leitete den gesamten Verein.
? Hatten Sie auch noch andere Aufgaben als Sportfunktionär?
G. Hauff: Ja, ich gehörte dem Bezirksfachausschuß an.
? Wann begannen Sie, aktiv Bogenschießen zu betreiben?
G. Hauff: Ich begann vor ungefähr 20 Jahren.
? Hat sich das Niveau in Ihrer Sportart durch die 'Wende' verändert?
G. Hauff: Ich denke, man kann erst nach der 'Wende' vom richtigen Bogenschießen sprechen. Wir hatten damals kein gutes Material und mit besserem Material kann man in meinem Sport seine Leistungen schon erheblich verbessern. Wir besorgten uns teilweise unsere Bögen aus Polen.
? Wie viele Mitglieder hat Ihr Verein momentan?
G. Hauff: Zur Zeit sind wir 38.
? Und früher?
G. Hauff: Meist waren wir etwa 50 bis 60. Nach der 'Wende' reduzierte sich unsere Mitgliederzahl drastisch. "Motor" ging es ähnlich. Schon aus diesem Grund war eine Fusion sinnvoll.
? Wie kamen Sie zum Bogenschießen?
G. Hauff: Durch ein Betriebssportfest.
? Welche Aufgaben haben Sie momentan im Verein?
G. Hauff: Ich bin der Vorsitzende und kümmere mich als Betreuer um unsere erste Mannschaft und zusammen mit Wolfgang Heise und Helmut Brzoska um den Nachwuchsbereich.
? Wie ist die vergangene Saison für die Hennigsdorfer verlaufen?
G. Hauff: Äußerst erfolgreich. Wir sind in die Regionalliga, das ist beim Bogenschießen die zweithöchste Klasse, aufgestiegen. Im Einzel war Wolfgang Heise bei der Deutschen Meisterschaft dabei. Weil er einen Hexenschuß hatte, war nicht mehr als der 15. Platz möglich. Starten wollte er aber unbedingt, da er sich als erster Hennigsdorfer für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert hat. Auch im Nachwuchsbereich lief es sehr gut. Wir kümmern uns sehr um unseren Nachwuchs. Leider passiert es in unserem Sport oft, daß die Kids im Juniorenbereich aufhören. Wer aber richtig erfolgreich in unserem Sport ist, bleibt auch dabei.
? Was macht Ihr Verein, um sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren?
G. Hauff: In den Ferien stellen wir uns in den Schulen bei Projekt- wochen vor. Das hat unserem Nachwuchsbereich sehr weitergeholfen. Wir sind aber auch bei vielen Stadtfesten und Erntedankfesten dabei. Wer an unserem Sport Interesse hat, kann sich gern bei uns melden. Sonntags ab 10.00 Uhr sind wir in der Schießanlage im Sportkomplex Süd in der Spandauer Allee.
? Wie ist die Zielstellung der Hennigsdorfer in der Regionalliga?
G. Hauff: Wir wollen die Klasse halten. Das wird zwar schwer, aber wir haben Chancen. Vor drei Jahren gab es bei uns einen Leistungssprung und momentan haben wir die beste Hennigsdorfer Mannschaft, die es je gab. Dennoch wird es schwer, da in den alten Bundesländern Bogenschießen einen anderen Status und Popularitätsgrad als bei uns besitzt. Die Vereine haben größere Traditionen und meist wesentlich höhere Mitgliederzahlen.
? Sie sagten, daß die Hennigsdorfer eine gute Nachwuchsarbeit vorzuweisen haben. Welches sind Ihre größten Talente?
G. Hauff: Lutz Wiese und Julia Matthis erzielten bei den Landesmeisterschaften des Schützenvereins Berlin-Brandenburg 1997 im Freien in der Schülerklasse A den ersten Platz. Tolga Wichmann siegte in der Schülerklasse B.
? In welchem Alter sollte man mit dem Bogenschießen beginnen?
G. Hauff: Ab Sieben darf man unseren Sport betreiben. Ich halte Zehn für das ideale Startalter, weil die Kinder dann nicht mehr so verspielt sind.
? Was ist das Wichtigste beim Bogenschießen?
G. Hauff: Man muß viel Geduld besitzen und regelmäßig trainieren. Zwei- bis dreimal Training in der Woche reicht natürlich nicht, um noch weiter nach oben zu kommen. Wir betrachten uns daher eher als Hobbyschützen. Das größte Problem ist das Zielen mti der Zugkraft. Bei den Männern müssen bis zu 23 Kilogramm bewegt werden.
? Wie läuft ein Wettkampf bei den Bogenschützen ab?
G. Hauff: Im Freien wird aus einer Entfernung von 30, 50, 70 und 90 Metern geschossen. Bei 30 und 50 Metern beträgt die Auflage (das ist der Durchmesser) 80cm, bei 70 und 90 Metern 122cm. Ein Treffer zählt 10 Ringe, bei den äußeren Ringen neun bis einen Ring. In der Halle schießen wir zweimal aus einer Entfernung von 18 Metern. Zu einer Mannschaft gehören drei Schützen. Es gibt neben den offiziellen Meisterschaften auch noch FITA-Stern-Turniere. FITA ist die internationale Föderation der Bogenschützen. Bei diesen Turnieren erhalten Schützen ihren Stern, also das Abzeichen. Ab 1000 Ringen erhält man das erste Abzeichen. Anfang August fahren wir zu einem dieser Turniere nach Dallgow.
? Wie teuer ist eine Ausrüstung?
G. Hauff: Als Anfänger kommt man mit 300 bis 350 DM hin; für 1500 DM ist die Ausrüstung passabel und für 3500 DM in Ordnung. Ein guter Pfeil kostet bis zu 49 DM. Nach oben sind aber bie den Bögen keine Grenzen gesetzt.
? Hat jeder Bogenschütze eine eigene Ausrüstung?
G. Hauff: Im Prinzip schon. Wir haben auch Leihbögen für Anfänger, aber allmählich legt sich jeder seine eigene Ausrüstung zu. Es ist bei uns auch so, daß jeder Neueinsteiger vier Wochen bei uns trainieren darf, ohne Beitrag bezahlen zu müssen. In den vier Wochen zeigt sich dann, ob man Talent für unseren Sport besitzt und ob es die Kinder auch so begeistert, daß sie dabeibleiben wollen und sich die Anschaffung einer eigenen Ausrüstung lohnt.
? Aus welchem Material besteht die Ausrüstung eines Bogenschützen?
G. Hauff: Die meisten Bögen haben Carbon-Wurfarme. Es gibt aber verschiedene Arten von Bögen. Die Compound-Bögen weisen die Besonderheit auf, daß an den Bögen ein "Flaschenzug" ist. Die Pfeile bestehen auch aus Carbon, manche aber auch aus Aluminium.
? Wie ist die finanzielle Situation Ihres Vereins? Gibt es Sponsoren?
G. Hauff: Finanzielle Not haben wir zum Glück nicht, da einige Klein- sponsoren uns unterstützen. Die Stadt hat uns sehr geholfen, indem sie uns den Platz äußerst kostengünstig zur Verfügung gestellt hat. Wir haben einen Pachtvertrag über 15 Jahre abgeschlossen. Dadurch ist es uns möglich, die Beiträge gering zu halten.
? Haben Sie neben dem Bogenschießen noch andere Interessen?
G. Hauff: Durch das Bogenschießen bleibt mir kaum Zeit für Anderes. Durch meine Betreuertätigkeit habe ich sogar nur noch selten selbst einen Bogen in der Hand. Früher habe ich auch gern geangelt.
Vielen Dank für das Gespäch. (Henry Hoffmann)